Meldungen aus dem Bezirksverband Oberpfalz
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Gewinnerin des 6. Internationalen Comicwettbewerbs aus Regensburg

Auch Partnersonderpreis für Nawwal Azzahrah

Die Gewinnerin des 6. Internationalen Comic-Wettbewerbs 2023 Nawwal Azzahrah (links) mit dem Bezirksgeschäftsführer Dr. Dario Vidojković. Sabine Golm / Volksbund

Die Geschäftsstelle des Bezirksverbands Oberpfalz freute sich am vergangenen Mittwoch auf einen besonderen Besuch. Geladen war Nawwal Azzahrah, die mit ihrem Einzelbeitrag den ersten Preis des 6. Internationalen Comic-Wettbewerbes des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V. gewann und sich damit gegen 28 weitere eingereichte Beiträge erfolgreich durchsetzte. Zusätzlich dazu gewann Azzahrah zwischenzeitig auch den Partnersonderpreis des internationalen Wettbewerbs i. H. v. 100 Euro.

Das Thema des Wettbewerbs lautete „Unsere Straße – Schule – Denkmal. Welche Spuren bleiben vom Krieg?“. Dazu hat sich Nawwal Azzahrah, Studentin der Informatik an der OTH Regensburg, in ihrem Comicbeitrag mit der Messerschmittstraße auseinandergesetzt. Im Mittelpunkt ihres professionell gestalteten Comics, so das Urteil der Fachjury, stand vor allem der schwerste Luftangriff auf Regensburg, der am 17. August 1943 stattfand und zum Ziel insbesondere das damalige Messerschmittwerk im Stadtwesten hatte. Dabei kamen mindestens 400 Menschen ums Leben, darunter 91 Lehrlinge im Alter zwischen 15 und 16 Jahren, sowie ungezählte Kriegs- und Zwangsarbeiter. Denn auch das Schicksal der damals im Messerschmittwerk eingesetzten Zwangsarbeiter thematisiert Azzahrah in ihrem Comic. Dabei sind ihre Bleifstift-Zeichnungen aussagestark und expressiv genug, um ganz ohne Sprechblasen auszukommen. So urteilte Dr. Vasco Kretschmann, als Leiter des Fachbereichs Schulen und Hochschulen für den Comicwettbewerb zuständig: „Der Beitrag ist beeindruckend, inhaltlich und künstlerisch von hoher Qualität und durch den Verzicht auf Dialoge international verständlich“. Im Comic erinnert sich ein Großvater mit seinem Enkel, als sie an der Regensburger Messerschmittstraße vorbeikommen, wie er selbst als kleiner Junge von Flugzeugen fasziniert war und wie er die Misshandlung und Ermordung fliehender Zwangsarbeiter sowie den Luftangriff vom 17. August 1943 miterlebte.

Im Gespräch mit dem Bezirksgeschäftsführer Dr. Dario Vidojković, selbst Historiker und Comic-Fan, erzählte Nawwal Azzahrah, wie sie zu der Teilnahme am Comic-Wettbewerb kam. Sie interessiere sich sehr für Geschichte und sie liest auch sehr gerne selbst Comics. So wollte sie sich einmal an einem Wettbewerb versuchen und stieß im Internet auf den Internationalen Comic-Wettbewerb des Volksbundes. Hier konnte sie perfekt ihre beiden Hobbies, Geschichte und Comics, auf kongeniale Weise verbinden, weshalb sie sich an einer Teilnahme daran entschloss. Die Auseinandersetzung mit der Geschichte Regensburgs im Zweiten Weltkrieg war für sie sowohl faszinierend als auch lehrreich. Azzahrah unternahm eigene aufwändige Recherchen im Vorfeld des Comics. So suchte sie historische Fotos als Vorlagen für die Zeichnung der zeitgenössischen Flugzeuge, Waffen oder Uniformen aus. Auch konsultierte sie Fachbücher zur Geschichte Regensburgs und den Luftangriffen auf die Stadt. Akribisch fertigte sie, wie eine professionelle Comickünstlerin eben, Vorzeichnungen und Skizzen an, bevor sie die Reinzeichnungen anfertigte.

Das Endergebnis begeisterte dann auch entsprechend die Fachjury und mit dem ersten Preis gewann Nawwal Azzahrah die Teilnahme an einem Volksbund-Workcamp. Sie hat sich für Monte Cassino entschieden, wo sie am dortigen Workcamp von Ende Juli bis Mitte August 2023 teilnehmen wird. Azzahrah freut sich schon darauf, auch weil sie die Arbeit des Volksbundes, sich nämlich um Frieden und Völkerverständigung zu engagieren, überzeugend und für wichtig erachtet. Auch will sie dem Volksbund weiterhin verbunden bleiben. So möchte sie sehr gerne auch am kommenden Comic-Wettbewerb wieder teilnehmen. Für den 17. August, an dem sich der schwerste Luftangriff auf Regensburg dann zum 80. Mal jähren wird, plant Dr. Vidojković ein Gedenken. Auf der vom Volksbund betreuten Kriegsgräberstätte Oberer Katholischer Friedhof II in Regensburg liegen nämlich auch die zivilen Bombenopfer des Angriffes vom 17. August 1943, darunter die Lehrlinge, sowie auch Kriegsgefangene, etwa aus Jugoslawien und dem Commonwealth. Nawwal Azzahrah hat die Absicht daran teilzunehmen erklärt, immerhin befasste sie sich in ihrem Comic mit diesem Ereignis.

Zum Abschluss ihres Besuches erhielt sie ihre Gewinnerurkunde überreicht, unterzeichnet von Dr. Heike Dörrenbächer, Leiterin Gedenkkultur und Bildung im Volksbund, und Volksbund-Generalsekretär Dirk Backen. Azzahrah erhielt noch ein paar Geschenke zum Abschied, darunter einen Volksbund-Turnbeutel, eine Trinkflasche sowie Infomaterial zu den Workcamps und Jugendbegegnungsstätten sowie ein Ausgaben der „Frieden“, der Verbandszeitschrift des Volksbundes.

Der nächste Comic-Wettbewerb hat dann zum Thema „Sport – zwischen Krieg und Frieden“, die Teilnahme läuft bis zum 31. März 2024. Mitmachen können 12- bis 20-Jährige, eingereicht werden können wieder Einzel- oder Gruppenbeiträge. Informationen zum Wettbewerb gibt auf der Internetseite des Volksbundes www.volksbund.de.
Text: Dr. Dario Vidojković