Am vergangenen Freitag hatte für Ottfried Schmidt ein langes Warten endlich sein gutes Ende gefunden. Er erhielt nach 80 Jahren das Verwundetenabzeichen, das ihm eigentlich schon am 27. Juli 1944 hätte verliehen werden sollen. Aber da gab es keines mehr. Wie nun Schmidt letzten Endes doch noch an das Abzeichen gelangte, ist eine interessante Geschichte und auch eng mit dem Volksbund verbunden. Dazu konnte er auch viel über seine Erlebnisse im Zweiten Weltkrieg erzählen.
Ottfried Schmidt, Altbürgermeister von Velburg und in Hemau im Landkreis Regensburg aufgewachsen, Jahrgang 1925, wurde 1943 als damals 18-jähriger für den Dienst in der Wehrmacht eingezogen. Zuvor noch erlebte er aus der Ferne in Hemau den ersten alliierten Luftangriff auf Regensburg, am 17. August 1943. Es war gegen Mittag, so Schmidt, als er und seine Kameraden plötzlich über sich Dutzende alliierter Bomber hinwegfliegen sahen, in Richtung Regensburg. Ihm war klar, dass die dortigen Messerschmitt-Werke das Ziel waren. Bald schon hörte er „Wumm, Wumm, Wumm“, die Detonationen der Bombeneinschläge hallten bis nach Hemau nach. Bei Hemau wurde sogar ein alliierter Bomber von der Luftwaffe abgeschossen. In den Messerschmitt-Werken arbeitete damals auch ein Cousin von Schmitt, der den Luftangriff (und auch den Krieg) überlebte. Über 400 Menschen jedoch, darunter zwischen 70 und 91 Auszubildende im Alter von 15 und 16 Jahren, überlebten den Tag nicht.
Nach mehrmonatiger Ausbildung, u. a. im Lager Aulenbach, ging es zur Vereidigung nach Schlan bei Prag. Schmidt erklärt, dass er soweit eine sehr gute Ausbildung genossen hatte, vor allem als MG-Schütze. Er erinnert sich, wie er sich einmal aber später in der Hitze des Gefechtes beide Hände verbrannte, als er das heißgewordene MG-Rohr ohne Asbesthandschuhe auswechseln wollte. Die Lagerzeit selbst war ihm weniger gemütlich in Erinnerung. Er war während der Grundausbildung auch auf dem Truppenübungsplatz in Baumholder untergebracht, das in Schmidts Erinnerung damals nicht befestigt, offen und sehr dreckig war, vor allem, wenn es geregnet hatte (heute wird es von der US-Armee genutzt). Interessant ist, dass zu dem Zeitpunkt, im Sommer 1943, während seiner Ausbildung Schmidt und seine Kameraden in Lastenseglern Sitzübungen absolvieren mussten, um sich für eine Invasion gegen England vorzubereiten. Offensichtlich hegte man in der Wehrmachtsführung immer noch den Gedanken an eine Invasion der britischen Inseln, obwohl das Unternehmen „Seelöwe“ mit der gescheiterten Luftschlacht um England vom Sommer 1940 bis Anfang 1941 eigentlich nicht mehr auf der Tagesordnung stand. Ende April/Anfang Mai 1944 wurde Schmidt nach Frankreich in die Normandie geschickt. Nur wenige Wochen später erfolgte dann die Landung der Alliierten eben genau in der Normandie, die Invasion bzw. der D-Day, wie es hieß, lief an und sollte die Wende im Westen im Zweiten Weltkrieg bringen.