Meldungen aus dem Bezirksverband Oberpfalz
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„The duty to remember“ – Deutsch-französisches Schulprojekt auf der Kriegsgräberstätte Amberg

Bildungsreferent Maximilian Fügen (links) stellt der deutsch-französischen Schülergruppe Einzelschicksale auf der Kriegsgräberstätte vor. Petra Hartl / Oberpfalz Medien

Seit Sommer 2023 liefen die Vorbereitungen zwischen den beiden Schulen und dem Volksbund, für das durch Erasmus+ geförderte Projekt „the duty to remember“, also „die Pflicht sich zu erinnern“. Nun war es endlich soweit. 25 Schülerinnen und Schüler einer 8. Klasse des Collège Le Ferronay aus Cherbourg-en-Cotentin in der Normandie reisten nach Amberg, um dort die 8. Klasse ihrer deutschen Partnerschule, dem Gregor-Mendel Gymnasium, zu besuchen.

Vom 15. bis 19. April wohnten die französischen Schülerinnen und Schüler bei den Familien ihrer deutschen Gastgeber. Fünf Tage nahmen sie an Exkursionen teil. Die Jugendlichen besuchten unter anderem die Hersbrucker Außenstelle des ehemaligen Konzentrationslagers Flossenbürg und das Nürnberger Memoriam, in dem die Kriegsverbrecherprozesse stattgefunden haben. Neben der historisch-politischen Bildung verbrachten die deutschen und französischen Schülerinnen und Schüler auch ihre Freizeit zusammen. Freundschaften wurden geschlossen, Vorurteile abgebaut und so ein wichtiger Beitrag für die Völkerverständigung geleistet.

Am letzten Tag ihres Aufenthaltes stand ein Projekt mit dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge auf dem Programm. Der Bezirksvorsitzende der Oberpfalz, Abteilungsdirektor a.D. Richard Glombitza, und der Bildungsreferent des Landesverbandes Bayern, Maximilian Fügen, kamen in des Gregor-Mendel-Gymnasium, um der deutsch-französischen Gruppe die Friedens- und Jugendarbeit des Volksbunds vorzustellen. Die Veranstaltung sowie die gesamte Projektwoche fanden in englischer Sprache statt, damit jeder teilhaben konnte.

Im Anschluss besuchte die Gruppe die Kriegsgräberstätten auf dem Amberger Katharinenfriedhof. Dort ruhen auf zwei Kriegsgräberstätten mehr als 800 deutsche und ausländische Opfer der beiden Weltkriege und der NS-Gewaltherrschaft. Lazaretttote, zivile Opfer der Bombenangriffe, Kriegsgefangene, Zwangsarbeiter, Männer, Frauen und Kinder aus 17 Nationen.

Auf der deutschen Kriegsgräberstätte wurden die Jugendlichen von Oberbürgermeister Cerny herzlich willkommen geheißen. Der Amberger Oberbürgermeister betonte die Bedeutung des friedenstiftenden Beitrags der Jugendlichen, die in Zeiten neuer Kriege in der Welt und auch in Europa Hand in Hand zusammen gegen das Vergessen arbeiten würden.

Maximilian Fügen, Schul- und Bildungsreferent des Volksbundes in Bayern, führte die deutsch-französische Gruppe anschließend über die beiden Kriegsgräberstätten. Hierbei erkundeten die Schülerinnen und Schüler die konkreten Schicksale hinter den Kreuzen und setzten sich mit den Lebensgeschichten und Todesumständen der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft auseinander. Dabei trotzten die Jugendlichen dem strömenden Regen und Temperaturen nahe dem Gefrierpunkt.

Ein geplanter Arbeitseinsatz zum Reinigen der Kreuze wurde wegen der widrigen Witterungsbedingungen jedoch abgesagt. Die Jugendlichen ließen es sich aber nicht nehmen, den Verein der Kurfürstlichen Schloßwache, der mehrmals im Jahr die Pflege der Kriegsgräber übernimmt, dadurch zu unterstützen, dass sie die Gedenkkerzen an den Gräbern auswechselten.

Die Schülerinnen und Schüler bewerteten den Besuch der Kriegsgräberstätten positiv. Es sei „cool“, dass sie über die Vergangenheit aufgeklärt würden. „In der Schule erfährt man schon was, aber nicht so wie hier“, sagte Lucy Kaiser. Es sei auch gut, dass die französischen Austauschschüler dabei sind, sagte die Schülerin Lisa Strobel. „Es soll ja eine Gemeinschaft bleiben und nicht wieder so ausarten, wie in der Vergangenheit.“

Im Juni 2024 wird dann der Gegenbesuch der Amberger in der Normandie stattfinden. Mit Unterstützung des Volksbunds wird die Gruppe an den großen Gedenkveranstaltungen zum 80-jährigen Jahrestag des „D-Day“, der Invasion der Alliierten in der Normandie, die die Befreiung Westeuropas vom Nationalsozialismus einleitete, teilnehmen. Diese finden u.a. auf der deutsch-britischen Kriegsgräberstätte Bayeux und auf der deutschen Kriegsgräberstätte La Cambe mit großer internationaler Beteiligung statt.